Samstag, 31. Oktober 2015

31.10.15 Charleston

7 – 22:30 Uhr, erst bewölkt, dann sonnig, später 25°

Fahren wir überhaupt noch? Lichter. Ein Leuchtturm, viele Masten.
Um 6:45 fährt ein Lotsenboot neben uns her. Laut Bildschirm sind es 17°. Nach dem Duschen ist es immer noch dunkel. Ist das die Köhlbrandbrücke? Und der beleuchtete Fels mit Lichtgirlande? Das entpuppt sich als Flugzeugträger Yorktown, ist ein Kriegsmuseum.

Frühstück ziemlich hinten in der Nähe des Ausgangs, denn ich muss gelegentlich unterbrechen, die Sonne geht auf und die Wolken sind wunderschön rosa und überhaupt, die orangenen Fotos von den Städten sind immer schön, und – was kommt denn da? Auf der anderen Seite kommt ein Schiffchen angefahren, sieht von vorne aus wie The World, heißt dann Pearl Mist, ist wohl vergleichbar mit Regency Seven Seas undsoweiter.




Pearl Mist, Baujahr 2014, 108 Kabinen
Einmal die Aussicht rundherum von links nach rechts und die Mitesser beim Frühstück:






Um halb 9 waren wir draußen mit Sue verabredet, sie hatte wieder knapp 40 Reservierungen für 2 Busse, aber jetzt einige Stornos. Wir sind in Bus 2. Sie sammelt und am Ausgang, alle laufen vor. Zuerst mal gibts ein bisschen confusion. Ein großer Bus steht da, ein weiterer soll kommen. Der Fahrer weiß davon gar nichts, ein dritter fährt woanders hin. Southern Accent Tours.
Nane sitzt schon mal im Bus 1, wo aber 2 dran steht. Wir fünf übrigen sollen in den kleineren. Dann sind die Nummern vertauscht, im kleineren sitzen schon zwei Leute. Wir dazu. Und noch zwei weitere.  Der Busfahrer von 1 klärte Sue auch noch auf, dass die Route umgekehrt gefahren wird, erst Plantage, dann Stadtrundfahrt.
Wir fahren mit Cathy, die nichts erzählt. Als sie dann nach ein paar Metern anhält und sagt: da ist die Fähre nach Fort Sumter, kriegen wir einen Schreck, da wollen wir doch gar nicht hin! Aber das betrifft nur die zwei letzten in unserem Bus. Wir fahren wieder zurück. Der große Schwarze kommt nochmals und zählt, wie viele Leute wir sind. Insgesamt 31. In seinem großen Bus ist nämlich noch Platz, wir würden fast reinpassen – er hat 30 Plätze. Uff, Glück gehabt. Wenn wir uns wegen dem Storno von Christian nur noch 30 gewesen wären und uns jetzt irgendwo neben die Amerikaner in Bus 1 hätten quetschen müssen, hätten wir Christian keilholen lassen. Der hat echt Glück gehabt!

Ludwigshafen...
Zur Plantage war es ungefähr 35 Min. Fahrt. Über eine der Brücken, an einem Einkaufsgebiet vorbei, dann Wohnhäuser direkt an der Straße, z.T. ganz schön eng aufeinander.
Hier stehen Palmen!
Die Fahrer sind nur Fahrer. Wir wunderten n uns, dass sie nicht viel erzählt, aber im anderen Bus war es wohl nicht anders. Sie erzählte aber vom Regen, normal haben sie höchstens bis 6 ft, vor 4 Wochen, bei Vollmond, hatten sie 8,3 feet, da die Stadt auch unter dem Meeresspiegel liegt, waren alle Straßen überschwemmt, da wo wir fuhren, ging damals nix.

Wir kamen gegen 10 Uhr an der Magnolia Plantage an, hatten etwas Auslauf bis wir um 10:25 zur Tramfahrt durch das Gelände wieder da sein sollten. Klo, Kiosk für Wasser, Orchideen in einem Gewächshaus, sich wunderbar spiegelnde Brücken und riiiiiesige alte Bäume, Live Oaks, lernten wir später. Sie bleiben grün. Die überstehen alles, haben über die Jahrhunderte die Hurricans überlebt, aber was für sie gefährlich ist, sind die schwarzen Ameisen. Die fressen sie klitzeklein, in kürzester Zeit. Kann wohl nicht sein, dass er damit Termiten meinte? Die gehören zu einer anderen Art, Schaben und Fangheuschrecken. (Wiki bildet)








Klo-Häuschen
Touristentransporter
Es war immer noch etwas bewölkt und nicht heiß.
Ok, nach einigen Fotos von Haus, Brücken, Bäumen und Pfau fand sich die Sue-Gruppe an einem Gefährt mit Anhänger ein, wir bekamen unseren eigenen mit Anhänger. Die „Show“ startete mit einem Stofftiger, der von dem Fahrer (Dick, vermutlich Rentner, macht das schon seit 20 Jahren) vorgestellt wurde. Jeder sollte Hi zu dem Stofftier sagen. Hinter uns packte eine Frau ihren Stoffhund aus, winkte damit und meinte, ihr xy grüßt den Tiger (Namen habe ich vergessen). Dann wurde der Tiger auf den Boden gestellt und sang per Batterie Wild Thing, unter Gelächter der Amerikaner und verstärktem, ungläubigem Kopfschütteln der Deutschen (Wo sind wir hier hinein geraten, Hilfe….!!!).
Dann fuhr er endlich mal los.
bewohnt....



Magnolia Plantage:
Seit 1676 in Familienbesitz, 12. Generation, 500 Acres, wird gerne für Hochzeiten genutzt, war früher Reisplantage, überall stehen Halloween-Figuren herum, jemand hat sich fürchterlich kreativ ausgetobt, hoffentlich sind sie damit glücklich…,  im einen See leben 45 Alligatoren. Wenn ein Ei mit Alligatorbaby umgedreht wird, stirbt das Baby darin.
Es sind Holzplattformen im See aufgebaut, wo sie sich zum Sonnen/Wärmen drauflegen können. Und damit die Touristen sie gut fotografieren können. Die Touristen, besonders die, die es lieber kühler haben, waren auch noch mit anderen einheimischen Tieren beschäftigt, nämlich fiesen Stechmücken. Schön schlimm wurde es an einer Stelle im Wald, wo er anhielt, um uns vier verschiedene Schlangenhäute zu zeigen. Ohne Bewegung gab es ständige Angriffe, eine hat gewonnen und mich hinter dem Ohr erwischt, juckt tierisch, aber vermutlich hat sie das mit ihrem Leben bezahlt, denn hinter mir hat jemand eine erschlagen, die war gefüllt mit Blut. Rache.
Zurück zu den Schlangen: wir verstanden ihn nicht so gut, also fragte ich die Frau hinter mir, ob die jetzt gefährlich sind oder nicht, sie meinte: VERY! Es waren Klapperschlangen. Bis zum nächsten Hospital würde man es aber noch schaffen, habe ich irgendwo rausgehört.
Die Eastern Diamond Rattlesnake durften wir anfassen, fühlt sich sogar gut und weich an. Klappern tun sie auf zwei verschiedene Arten, die eine ist die Fortbewegung, hin und her, und das gefährliche Klappern ist, wenn sie den Schwanz aufstellt. Und außerdem sind sie wunderbar getarnt im Wald. Jetzt verstehe ich auch, warum er so hohe dicke Stiefel an hat! Wasserschlangen klappern nicht.

Das Land ohne Wasser, das normale, liegt tiefer, der See ist höher, der ist das Reisfeld von früher. Jetzt wächst da ein Gestrüpp. Im Civil War war Reis das Zahlungsmittel für alles.
Reisfeld; links außerhalb vom Bild ist der Fluss Ashley

Wieder ein paar Alligatoren. Und Enten. Und ein Reiher. Und ein Adler.
Also: man darf nicht ins Wasser – Alligatoren.
Man darf nicht in den Wald – Schlangen.
Dann erzählte er noch von giftigen Spinnen, wo ich gar nicht zuhören WOLLTE. Und über die Zeichen der Tiere, irgendein roter Punkt auf dem Bauch, die sind giftig.

Der Fluss ist der Ashley River, an dem alle Plantagen angelegt waren.
Austern reinigen das Wasser. Der Fluss hat Ebbe und Flut, irgendwo hier ist die Grenze zwischen Süß- und Salzwasser. 
Duckweed, so heißt die grüne Pampe auf den Seen. Oder ist das das Gras? Nachgelesen.: Wasserlinsengewächse – Wasserpflanzen im Süßwasser. Sagt mir nix.
Bambushecke. Ganz dicht. Man sieht gar nix, deshalb gehen sie in Indien da nur mit Elefanten ran, denn man sieht den Tiger erst, wenn er auf einen drauf springt, deshalb lieber vom Elefanten aus. Tiger gibt’s aber hier keine…
Bambus
Sklavenhütten, jede Familie hatte eine eigene.
Es braucht keiner mehr was zu erzählen von Südstaatenromantik. Moskitos, Schlangen, Krokodile, Hitze, Sumpf, wie haben die hier überlebt?
Wir ziehen nach Norden, wenn es nötig wird. Das hier fällt sicher raus.
Nach dieser Rundfahrt wurden wir am Haupthaus rausgelassen, wo um 11:30 Uhr schon ein Führer für die Runde durchs Haus wartete. Sue musste allerdings erst noch wohin, was nicht direkt am Haus war, und ihr Mann suchte seine Sonnenbrille, die er auf einem Tisch liegen gelassen hatte. Sie war natürlich nicht mehr da, und Sue dann sauer. Der Führer inzwischen auch, weil er nur mit uns allen zusammen rein wollte und um 12 schon die nächste Tour dran ist…
Er erzählte die Familiengeschichte, was aus wem wurde, hab nicht mitgeschrieben. Im ersten Raum war ich die zweite und machte ein illegales Foto, weil ich nicht mitgekriegt hatte, dass man es nicht darf.  Hier ist es:

Die Gäste kamen mit dem Boot aus Charleston, sie feierten (oft und mit vielen bekannten Leuten) von z.B. 20 Uhr bis 3 Uhr nachts, dann wurden die Gäste wieder mit dem Boot heimgeschickt. Keine Übernachtung.
Klo und Elektrizität bekamen sie hier alle in den 1930ern.

Inzwischen scheint die Sonne! Sommer! 25°.
Im Shop einen Pin und Postkarten gefunden, Mann hat Hunger, Hotdog für knapp 5 $ und Kaffee, das Überleben ist gesichert, die Angestellten waren sehr interessiert daran, dass wir aus Deutschland kamen. Insgesamt hatten wir nach der Haus-Führung 1,5 Std. Zeit. Beim Cafe gabs auch wifi, was wir erst mal nutzten.
Jetzt aber endlich nochmal ein Spaziergang. War dann doch nicht so viel Zeit mehr übrig.



Runter zum Fluss, ist ja nicht weit, etwas entlang nach links, dort ist ein Bootsanleger für Nature Boat Trips, wo grade eins weg fuhr.

Ein Spazierweg ist erst vor zwei Jahren zwischen dem Reisplantagenrest-See und Fluss neu angelegt worden, wenn wir Zeit hätten, wär das doch ein schön, am Fluss entlang. So schöne Aussicht. Wir gingen ein Stück, beim nächsten Schild drehen wir, mehr passt zeitlich nicht.








Dann fiel mir was ein…. – wie war das mit den Bewohnern? - was wäre wenn…. - sich jetzt ein netter Alligator quer über den Weg legt? Uuups. Zum Beispiel so einer, wie dort drüben auf dem Brett liegt? (grrrr).
Nichts wie weg hier, ist mir unheimlich (ist ja auch Halloween ;-). Rechts Gebüsch, links Gebüsch, bleibt schön da drin, ihr lieben Tierchen, wir gehen hier nur vorbei und kommen auch ganz sicher nicht wieder….. – gerettet, sie blieben drin. Wir wissen nicht, wie viele da versteckt herumlagen, ob keiner oder 10…




Auf den schönen Wegen durch den interessanten Wald (Kamelien) sind wir zurück zum Haus und kamen auch pünktlich mit allen anderen 5 Minuten vor der verabredeten Zeit.
Sprachlose Fahrt 35 min zurück. Fahrerin ist schon mehrmals mit Carnival gefahren und nächstes Jahr wieder.
Am Busbahnhof in Charleston mussten wir aus den beiden Bussen aussteigen und in zwei andere umsteigen. Jetzt gabs die Stadtführung mit Erklärungen.
Die ersten kamen 1649 hierher. Charles I. in England, Cromwell, Charles II., irgendeiner schenkte einem anderen das Land North Carolina.
1670 kamen die ersten Schiffe an, siedelten sich am Ashley River an. 1712 teilten sie es in Nord und Südcarolina auf.

Busbahnhof war früher der Bahnhof, ist jetzt Visitorcenter, hier fuhr mal die längste Bahn der Welt. Bis die Lok explodierte. Nachlesen.
Es gibt einen free trolley, der zum Schiff fährt.
An einer Straßenkreuzung lag das erste U-Boot der Welt.
Baustil der Häuser erklärt bekommen. Jeder Stock hatte nur 2 Räume. Denkmalschutz. Außen müssen sie so bleiben, innen dürfen sie renovieren.





1822 Sklavenrevolte. African Methodist Church, die weiße Kirche, Besonderheit, war wohl die erste für Schwarze. Und die, wo letztes Jahr ein Weißer Amok lief und mehrere erschoss.
Sklavenauktionen bis 1865.
The Patriot mit Mel Gibson hier gedreht. Irgendwas mit Indipendence war auch hier.
Erdbeben 1886  der Stärke 7,3. Wieso hier? Davon hatten wir alle noch nie gehört. Bekamen aber noch einen Riss in einem Haus gezeigt, von damals. Ey, ich war erst vor kurzem in Valparaiso in einem Hotel mit so einem Riss in der Mauer, der war erst 5 Jahre alt….
An der South Battery durften wir mal einen Moment aussteigen und die warme Sonne genießen. Die Amerikanerin, die es gerne im Bus kühler gehabt hätte, zog aber für draußen ihre Jacke an…
Blick nach Fort Sumter, Erklärungen über die Häuser an der Seafront, Preise (astronomisch, dafür, dass man ständig nasse Füße kriegt bis zum ersten Stock).



Mit einer Kutsche spazieren fahren oder eine Walking Tour ist in dieser Stadt sicher sinnvoller als mit einem Bus, weil man ja nicht so richtig was sieht.
Wir fuhren ständig hin und her, wussten aber am Ende nicht, wo wir gewesen sind. King Street, da sollten wir hin und zu Fuß weiter. Alle anderen stiegen am Schiff aus, wir fuhren nochmal mit rein und liefen herum.






Kaffee im Starbucks, rumlaufen, fotografieren, nichts einkaufen, Geld ist alle (ist ein guter Grund), nach halb 6 waren wir wieder zurück im Schiff.







Fertigmachen, Essen, am Geländer, unser reservierter Tisch ist immer besetzt, war wieder ok so, dann sind wir nochmal raus für ein local beer. Da unser Juan noch ein Trinkgeld kriegen muss, holten wir nochmal 50$. Der Automat spuckt übrigens nicht mehr als 60$ aus; wir hatten es gestern vor dem Ausflug mit 160 probiert, abgebrochen.

Wir fanden eine New York Pizza mit Bar, wurden angelabert von einem, der davor seine Pizza aß, die deutschen Autos wären doch schlechte Qualität, er würde sich damit auskennen.
Drin gab es typisch amerikanisch mit vier TV Bildschirmen und sehr netten Bedienungen zwei Bier und einen Wein, kostete genauso viel wie auf dem Schiff. Wifi vorhanden.
Einer von der Bedienung erzählte uns am Ende was zum Trinkgeld. 15 – 20% ist üblich, kennt man. Er bekommt 2,-$ Stundenlohn (ja, zwei!) und muss den Rest mit Trinkgeld aufstocken. Wenn er nicht 7,75 $ pro Stunde erreicht, stockt es der Arbeitgeber bis dahin auf. Was diesem natürlich nicht gefällt, sie sind angehalten, Trinkgeld zu kriegen. Wenn er aber mehr als die 7,75 zusammen kriegt, kriegt er trotzdem nur die 7,75 ausbezahlt und darf den Überhang nicht behalten. Das ist ja fies, ihm selbst gefiehl es auch nicht, er war richtig böse auf das System. Kann man aber nicht ändern.

Halloween-Figuren waren nur sparsam unterwegs, ist auch gut so. Aber sonst viele junge Leute. Es ist ja auch Samstag Abend.
Um 9 waren wir zurück, es war noch so warm, dass wir uns draußen aufhielten. Ein paar seltsame Gestalten liefen herum. Die sammelten sich dann um 10 auf dem Pooldeck zur Party, wo auch ein Buffet aufgebaut wurde. Als sie mit ihrem einstudierten Gruseltanz anfingen, zogen wir uns zurück.
Er tutete bei der Abfahrt trotz der späten Zeit, um 22:30 Uhr.





Wir haben vor 2 Tagen jeder 8,46$ an Tax oder Fees aufs Bordkonto zurückerstattet bekommen. Keiner weiß, wofür. Und keiner weiß, warum Christian (Einzel) nur einen kleinen Betrag bekommen hat, Bärbel aber in ihrer Einzelkabine das Vierfache :-).
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Das war sicher das längste Kapitel vom Reisebericht.